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Abhängigkeit beim Hund - Wege aus der Sucht

Wer die Überschrift liest glaubt zunächst einmal an einen Scherz, denn wonach bitte soll ein Hund süchtig sein?
Das Thema Alkohol entfällt hier wirklich, doch auch der Hund kann süchtig werden. Dies hauptsächlich nach Bewegung oder Objekten. Ein Begriff in dieser Thematik ist der Hund als „Balljunkie“,der stets und immer jagen oder apportieren möchte, sei es mit Hilfe eines Balls oder über ein Dummy.
Häufig wird dieser Trieb auch noch von Trainern oder dem Halter unterstützt und der Hund wird angefeuert. Doch irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem der Hund über sein Ziel hinaus schießt und er lässt sich nicht mehr beruhigen. Nun ist guter Rat teuer, denn natürlich muss ihm geholfen werden. Und dann beginnt er: Der Weg aus der Sucht.

Am Anfang war das Spiel:
Manche Hunderassen sind von Natur aus bereits aktiver als andere Rassen. Auch gibt es unter den Hunden sogenannte „Streber“,die immer versuchen besser zu sein, als ihre Artgenossen.

Flickr/Hans Dekker
Foto Flickr: Hans Dekker

Häufig wird dieses Verhalten jedoch unbewusst vom Halter gefördert. Der eigenen Vierbeiner wird gepusht und durch Aktionen zu noch mehr Leistung angefeuert. Später merken wir häufig, dass der Hund immer schlechter zu kontrollieren ist. Manchmal beginnt das Tier bereits zu zittern, wenn es einen Ball nur sieht, oder wenn wir es ins Auto setzen und mit ihm vielleicht zum Trainingsplatz fahren, vielleicht aber auch leider zum Tierarzt.

Häufig haben wir dann im Kofferraum oder in der Hundebox einen Hund, der wie wild anfängt zu bellen und zu jaulen, weil er unbedingt raus möchte. Manchmal ist es sogar so schlimm, dass man nicht einmal mehr „normal“ spazieren gehen kann, weil der Hund ständig darauf wartet, dass ein Ball fliegt oder andere Action folgt: Der Hund steht unter Dauerstrom. Auffällig ist dieses Verhalten besonders dann, wenn zu Hause alles normal abläuft und der Hund keine gesteigerten Reaktionen zeigt.

Der Kick als Suchtauslöser:
Wissenschaftlich ist belegt: Bei Stress schüttet der Körper Hormone in Form von Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin aus. Das gilt im Übrigen nicht nur für den Hund, sondern bewirkt die gleiche Reaktion auch bei uns Menschen. Dopamin löst beim Hund einen Selbstbelohnungseffekt aus. Dieses Gefühl kann süchtig machen, deshalb wird der Vierbeiner dieses Verhalten unter Umständen noch häufiger suchen. Besonders dann, wenn Bewegung mit dem Spiel verbunden ist, denn Bewegung setzt beim Hund zusätzliche Endorphine ("Glückshormone") frei. Das kann die Sucht sogar noch weiter fördern.

Diese Ausschüttungen können dazu führen, dass der Hund, sobald er die Wohnung verlässt, in eine Art Rausch verfällt und völlig gestresst und hektisch auf seine Gefühlshormone wartet. Es entsteht eine ständige Erwartungshaltung, etwas könnte passieren und der Hund will unbedingt dabei sein. Gesteigert wird dieses Verhalten bei Hunden, die sowieso schon jagdlich ambitioniert sind.

Richtige Auslastung:
Auslastung ist wichtig, aber nicht als Dauerbespaßung. Für Hunde, die unter Dauerstress stehen sobald man die Hundeleine in die Hand nimmt,  heißt eine der Therapiemöglichkeiten: Entschleunigung.

Lernen auch Langeweile zu ertragen:
Wird unser Vierbeiner hektisch, sobald wir mit ihm zum Auto gehen, wartet er ungeduldig, dass sich nach einer Fahrt der Kofferraum oder die Box öffnet, so müssen wir ihn einfach enttäuschen. Wir fahren zwar mit dem Auto, parken auch, aber wir steigen nicht aus. Wir warten im Auto und es passiert einfach nichts.

Hilfe und Therapiemöglichkeiten für
Foto Flickr Tammy Cavasanni

Eventuell steigen wir noch kurz aus, vielleicht darf unser Hund auch mit raus und wir gehen zu einer Bank, setzen uns und laden ihn nach ein paar Minuten wieder ein und fahren nach Hause. Es geschieht nichts von dem, was unser Hund vielleicht erwartet. Auch im Haus passiert nichts, selbst Spielzeug wird einfach weg geschlossen.

Körperliche Auslastung:
Natürlich muss sich der Hund bewegen, aber unter unserer Kontrolle. Hier eignet sich ein Longiertraining hervorragend. Ausführliche Informationen dazu gibt es in unserem bereits veröffentlichen Beitrag.

Kopflastige Beschäftigen:
Nasenarbeit ist eine der besten Möglichkeiten, den Hund geistig voll auszulasten. Fernab von Hektik und Stress durch Bewegung, muss der Hund hierbei höchst konzentriert arbeiten. Das von Uwe Friedrich entwickelte SniffleDog ist ein Schnüffelspiel, kombiniert mit Clickertraining, bei dem der Hund später auch die kleinsten Spuren eines Geruchs herausfinden kann.
In sechs Behältern befinden sich unterschiedliche Geruchsstoffe aus denen der Hund einen bestimmten Stoff ausfindig machen muss. Dadurch, dass der Hund mit der Nase auf dem gefundenen Geruchsdöschen verweilt, zeigt er an, dass er den gesuchten Duft gefunden hat. Uwe Friedrich beschreibt in seinem Sniffle Dog Produktvideo detailliert, wie das Set richtig anzuwenden ist. Du findest das Video in unserer Artikelbeschreibung. Mit SniffleDog wird der Hund auf ruhige Art sinnvoll ausgelastet. Mehr Ideen, Hunde über Nasenarbeit auszulasten und damit von hektischem Verhalten und Ballsucht abzubringen findest Du in dem Video "Nasenarbeit".

Spätere Konfrontation mit dem Objekt der Begierde:
Früher oder später zeigt sich dann, ob unser Training erfolgreich war, nämlich dann, wenn wir den Ball oder das Dummy erneut auspacken. Und hier beginnt man mit sehr kleinen Schritten. Zunächst einmal darf der Hund das Objekt lediglich sehen und wir testen die Reaktion.
Bleibt er ruhig? Oder verfällt er in alte Reaktionen?
Der nächste Schritt darf dann das Zulassen der Aufnahme sein. Lediglich das Aufnehmen mit dem Maul ist hierbei erlaubt. Es ist wichtig, dass der Reiz im Apportieren liegt und nicht in der Bewegung.
Doch bis unser einstiges Nervenbündel zum ruhenden Pol wird, vergehen viele, viele Stunden des Trainings, der Konsequenz und der Schulung. Je geduldiger wir sind, umso erfolgreicher werden wir später sein. Uwe Friedrich ist nicht nur der Erfinder von SniffleDog, sondern auch ein erfahrener Hundetrainer. Aus seiner Erfahrung heraus sagt er: „Süchtige Hunde brauchen mindestens ein Jahr, um wieder auf normalem Wege apportieren zu können, ohne dabei Stresssymptome zu zeigen.“

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