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Der Leinenspaziergang - Teil 2

Mann mit 2 Hunden
Gemeinsam unterwegs - auch an der Leine ein Erlebnis

Im ersten Teil haben wir bereits ein paar Tipps gegeben, damit unser Hund auch beim Spaziergang an der Leine Spaß hat und wir gleichzeitig unsere Bindung zu ihm ausbauen können.

Hier kommen nun weitere Ideen, damit euer gemeinsamer Spaziergang für beide Enden der Leine zum Abenteuer wird. Für einige Ideen ist es von Vorteil, wenn Du eine längere Leine dabei hast. In der Praxis haben sich dafür schmale Schleppleinen in der Länge von etwa 5 bis 10 Metern bewährt.

Der Leckerchenbaum

Auf unseren Spaziergängen können wir uns die Natur zu nutze machen. Manchmal macht es einfach nur großen Spaß eine Wiese oder Böschung gemeinsam rauf und runter zu laufen - probiert es aus. Gemeinsam Rennen (in dem Tempo, das für Dich und deinen Hund angemessen ist) und Klettern ist das einfachste aller Hundespiele und kommt bei allen Vierbeinern gut an.

Baumstämme bieten eine Vielzahl an kleinen und größeren Verstecken. Man kann ein Leckerchen zerbrechen und in die Rinde stecken. Futtersuche fordert die Talente unseres Hundes heraus und lastet deinen Hund artgerecht aus.

Bäume mit einem Loch können prima als Versteck genutzt werden. Besonders interessant wird es, wenn man auf dem Hinweg etwas in dem Loch versteckt, am günstigsten so, dass der Hund es nicht mitbekommt, und auf dem Rückweg ganz interessiert an dem Baum stehen bleibt und den Vierbeiner zum Suchen auffordern.

Das Erstaunen kann man buchstäblich vom Gesicht des Hundes ablesen, wenn er in diesem Baum tatsächlich ein Leckerchen findet. Spätestens nach ein paar Tagen wird unser Hund eigenständig auf den Baum zulaufen und schauen, ob er ein neues Leckerchen finden kann.

Du kannst auch ein Spielzeug für deinen Hund unerreichbar verstecken und ihn dann zum Suchen auffordern. Beobachte, wie er dir anzeigt, dass er es gefunden hat. Dieses Anzeigeverhalten, egal ob bellen, anstarren oder kratzen, kannst Du belohnen. So lernt dein Hund, dass er einen Fund immer über ein bestimmtes Verhalten zeigen soll und schon hast du einen professionellen Spürhund!

Das Verstecken geht auch sehr gut in einem dichteren Gebüsch oder anderen Orten, was immer sich anbietet auf unserem Spaziergang.

Mann mit Hund
Es gibt viel zu entdecken

„Schau mir in die Augen“

Wir möchten gerne, dass unser Hund auch während des Spaziergangs nicht nur sein eigenens Ding macht, sondern auch aufmerksam auf uns reagiert. Wer seinen Hund unterwegs aufmerksam beobachtet wird feststellen, dass er von sich aus immer mal wieder - oft nur ganz kurz - unseren Blickkontakt sucht.

Wenn wir diesen Moment jedes Mal loben, vielleicht ein Leckerchen oder Spielzeug dafür anbieten, können wir dieses Verhalten verstärken. Wir können auch einfach bei Blickkontakt die Richtung ändern, so lernt unser Hund, dass es sich lohnt, nach uns zu schauen.

Natürlich muss unser Hund uns nicht ständig anschauen und er soll ja auch die Freiheit haben, einmal einen ganz spannenden Geruch genau zu untersuchen. Aber wenn wir seinen Namen sagen, dann sollte er doch zu uns schauen, und wenn wir die Richtung ändern, soll er folgen.

Wichtig ist es, diese Übung mit einem Signalwort wie „Schluss“ oder „Ende“ zu beenden, damit der Hund weiß, wann er sich wieder dem verlockenden Duft an der nächsten Hecke widmen darf. Das Signalwort bedeutet "Du darfst jetzt tun was du möchtest" (gilt natürlich nicht für Katze jagen und ähnliche Dinge, die tabu sind) und es gilt für alle Übungen ein Hundeleben lang, daher dieses Wort mit Bedacht auswählen.

Auf uns zu achten fördert vor allem das Laufen an lockerer Leine und der Hund lernt auch einmal an spannenden Dingen vorbeizugehen ohne gleich hinzurennen.

Das kann man natürlich unterwegs immer mal wieder als Übung einbauen üben. Zunächst legt man ein Spielzeug oder ein Dummy gut sichtbar auf den Weg und geht mit seinem Hund daran vorbei. Natürlich möchte unser Hund unbedingt zu seiner Beute, doch wir lenken den Vierbeiner ab und gehen ruhig weiter. Denn bei dieser Aufgabe möchten wir, dass der Hund sich an uns orientiert und wir gemeinsam ruhigen Schrittes auf das Dummy zu gehen können.

Wir entfernen uns also gemeinsam ein gutes Stück von dem Objekt der Begierde und loben unseren Hund, wenn er ruhig neben uns geht, ohne nach hinten zu ziehen oder an der Leine zerrt. Das alleine ist schon ein sehr harter Trainingspunkt, denn wir müssen die ganze Aufmerksamkeit auf uns lenken. Wir müssen mit unserem Körper deutlich signalisieren: „Hey, wo ich gehe ist vorne“. Arme, Brust, Schultern, Füße und Blick gehen strickt geradeaus, weg von dem Dummy.

Wir belohnen unseren Hund jedes Mal, wenn er zu uns aufschaut, aber auch schon, wenn er aufhört sich stämdig nach dem Spielzeug umzuschauen. Durch unsere positive Stimmung signalisieren wir unserem Vierbeiner: „Ich weiß schon was ich tue, folge mir.“

Die Leine ist am Anfang wahrscheinlich gespannt, Ziel ist es, dass wir sie locker in der Hand halten oder sogar ganz fallen lassen können und der Hund folgt uns.

Schließlich drehen wir uns um und gehen gemeinsam auf das Dummy zu. Auch hier ist Ziel der Übung, ohne Hast und ohne Zug zum Dummy zu gelangen. Wenn wir zuvor noch mit der Stimme geführt haben, so beschränken wir uns später nur noch auf unseren Körper und arbeiten mit der eigenen Körpersprache.

Auch hier gibt es am Ende das Signalwort, das dem Hund erlaubt, jetzt endlich das Objekt der Begierde zu holen. Achte darauf, dass dein Hund jetzt nicht durch eine zu kurze Leine festgehalten wird und es den unerwünschten Leinenruck gibt - Du hast deinem Hund ja mit dem Signalwort erlaubt jetzt auf das Dummy loszurennen.

Diese Übung erfordert ein hohes Maß an Konzentration und führt deshalb auch zu geistiger Auslastung. Am Anfang daher mit ganz kurzen Einheiten anfangen, den Hund erst einmal in kurzer Distanz zum Spielzeug absetzen und warten, bis der dich anschaut und das sofort belohnen indem du ihn mit deinem Signalwort zum Spielzeug lässt.

Außerdem lernt der Hund, sich an uns zu orientieren. Das gibt ihm Sicherheit und stärkt eure Bindung. Auch wir lernen bei dieser Übung etwas: Die Aufmerksamkeit des Hunde zu erhalten ist ein schwieriges Unterfangen und deine Körpersprache ist das wichtigste Kommunikationsmittel zwischen dir und deinem Hund.

Suchhund
Immer der Nase nach - Suchen macht allen Hunden Spaß

Such die „Tube“

Schnüffelspiele sind einfach ein Klassiker in der Hundehaltung. Das funktioniert auch sehr gut an der Leine. Allerdings brauchen wir hierfür etwas Ausrüstung. Ideal für Suchspiele ist es, wenn dein Hund ein Geschirr trägt und du eine etwas längere Leine nimmst, 5 bis 7 Meter sind ideal, damit dein Hund genügend Freiraum zum Suchen hat, du ihn aber immer unter Kontrolle behälst.

Wir bringen unseren Hund ins „Sitz“. Voraussetzung für diese Übung ist das Bleiben in dieser Situation, zur Sicherheit kannst Du deinen Hund auch kurz anbinden oder eine lange Leine verwenden.
Jetzt zeigen wir unserem Hund eine kleine Dose mit Leckerchen oder eine Leckerchentube mit Leberwurst oder einer anderen Leckerei, die dein Hund besonders gerne mag.

Während unser Hund uns nun aufmerksam mit seine Augen verfolgt, legen wir die Tube oder Dose in einiger Entfernung auf den Weg. Jetzt holen wir unseren Hund ab und lassen ihn angeleint suchen. Beim Zielobjekt angelangt, soll er sich setzen und warten, bis wir bei ihm sind, dann nehmen wir die Tube und öffnen sie. Endlich bekommt unser Hund ein wenig Leberwurst aus der Tube und darf es genüsslich ablecken.

Wohl gemerkt: Das ist das Ziel, nimm dir Zeit, damit dein Hund versteht, was er soll. Natürlich wird er beim ersten Mal versuchen, Dose oder Tube selbst aufzuheben. Dafür hast Du ihn über die Leine ja soweit unter Kontrolle, dass du erst ein "Sitz" verlangen kannst.

Der Fellträger lernt schnell, dass es nicht ausreicht, hinzulaufen oder etwas zu bringen, sondern er muss Geduld beweisen und bekommt seine Belohnung erst, wenn er brav gewartet hat.

Am Anfang beginnt man mit kürzeren Abständen, doch mit der Zeit kann die Tube auch außerhalb der Sichtweite des Hundes versteckt werden.

Diese Übung fördert die Denkleistung des Hundes. Besonders dann wenn der Hund über einen längere Zeitraum Schnüffeln muss. Zehn Minuten schnüffeln sind so anstrengend wie eine Stunde Spaziergang. Durch die gemeinsame Suche wird die Bindung zwischen Hund und Halter gestärkt.

Kontrolliertes Schnüffeln ist sogar für Hunde mit ausgeprägtem Jagdtrieb so interessant, dass der Geruch nach Wild nebensächlich wird. Wenn Du mehr Ideen für Schnüffelspiele suchst, empfehlen wir die DVD "Nasenarbeit", hier zeigt dir Hundetrainer Uwe Friedrich, was eine Hundenase so alles kann - einfach und zum nachmachen.

Frau mit Hund laufend
Einfach mal gemeinsam rennen macht Spaß

Welche tollen Abenteuer erlebt mein Hund bei Spaziergang?Dein Hund ist unterwegs nur mit der Nase am Boden? Wenn Dein Hund sehr intensiv einer Spur folgt: Zeig einfach mal Interesse und folge ihm ein Stückchen. Sag ihm, dass er da etwas wirklich Spannendes gefunden hat. Bleibt dann gemeinsam stehen, beobachte deinen Hund. Nach einer Weile wird er sich umdrehen oder du sagst ihm, wie toll er das gemacht hat und drehst dich mit ihm um und ihr geht euren Weg weiter.

Dein Hund wird denken „Endlich kapiert meine Mensch, dass hier überall Wild ist und das total interessant für mich ist!“ Gleichzeitig wird er sich nach einiger Übung darauf einlassen stehenzubleiben und auf dein Signal umzudrehen und seinen Weg weiter zu gehen. Prima: Ihr geht gemeinsam auf die Jagd nach spannenden Spuren! Das ist es, was Mensch und Hund seit Jahrtausenden gemeinsam tun. Und denk an die Belohnung am Ende - Spielzeug oder Leckerchen - denn jagen dient einem Zweck und muss sich für deinen Hund auch lohnen.

Diese Jagdübung ist besonders für Hunde geeignet, deren großes Interesse am Wild ohnehin ausgeprägt ist. Man kann einem Hund das Jagen nicht abgewöhnen, es liegt in seiner Natur. Man kann aber gemeinsam stöbern und "jagen" wie oben beschrieben. Und nein, damit fördert man nicht das unerwünschte Jagdverhalten. Im Gegenteil: man übt mit seinem Hund dem Reiz sofort durchzustarten zu widerstehen. Viele Hunde lassen sich mit konsequenter Übung schließlich darauf ein, dass das Entdecken von Wild schon ausreicht um eine Belohnung zu kassieren und verzichten aufs echte Jagen.

Mach mal Pause

Oft unterschätzt wird die Pause auf dem Spaziergang. Nimm Dir einfach mal Zeit, setz dich auf eine Bank oder einen Baumstamm, lausche in die Natur.

Wenn Du regelmäßig solche Pausen einlegst und deinen Hund dabei einfach mal nicht beachtest wird auch der wildeste Feger nach einiger Zeit lernen, diese Pausen auszuhalten. Bei eurem nächsten Besuch im Café wird sich diese Übung auszahlen.

Wir wünschen ganz viel Spaß beim Ausprobieren.

Fotos: Pixabay, Ruffwear, hundeshop.de
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