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Die Verwandlung:

Vom Menschen zum Hundemenschen

Jeder hat sie durch gemacht, und interessanter Weise verläuft diese Verwandlung nicht schleppend sondern häufig an mehreren Fronten gleichzeitig. Dieser Artikel soll auf humorvolle Weise darstellen, wie schnell so ein vierbeiniges Fellwesen den Alltag komplett „umkrempelt“, und wir eine Verwandlung durch machen, die wir niemals für möglich hielten.

Beginnen wir mit dem Einzug des Hundes:

Die Welpeneltern beginnen jetzt jedes kleine und große Geschäft im Garten in einer höheren Tonlage zu kommentieren.
Besonders nachts und in den frühen Morgenstunden findet man häufig Halter in Bademantel, Jogginganzug oder, wenn es ganz schnell gehen muß, auch im Schlafanzug im Garten vor, dabei hört man Wörter wie: "Uiii", "Fein", "Brav", "toll gemacht" oder "gaaaanz lieber Hund". Und niemand grinst breiter, wenn ihm ein Tier in den Garten kotet. Nachbars Katze jedenfalls wäre nicht so willkommen.

Die Sprache:

Wörter wie "Gassi" und "Leckerlie" findet man selten in einer normalen Unterhaltung von zwei Gesprächspartner. Doch oft kommuniziert der Hundehalter mit "i" oder "ie" am Ende eines Wortes, sofern er über, oder mit seinem Hund spricht:

"Wo ist das Balli?", "Komm Leckerlie", "Futterlie", "feini", "komm wir gehen Gassi" oder "das hast Du aber supi gemacht".
Häufig findet man noch eine andere Konstellation der Verwendung des Buchstabens "i".
Diese befindet sich in der Mitte der Wörter und wird lang gezogen ausgesprochen: "Priiiiima", "Feiiiiin".
Nicht extra erwähnen muß man die Körperhaltung bei der Aussprache, denn in der Regel beugt man sich bei der Verniedlichung leicht vor und spricht in „Hundehöhe“ mit dem Vierbeiner, auch wenn er uns sicherlich in gerader Körperhaltung gut verstehen würde.

Die Kleidung:

Die intensivste Veränderung vom Mensch zum Hundehalter findet in der Bekleidung statt, und wandelt sich sozusagen zum Expeditionsteilnehmer. Die Jacke muss nicht mehr top modisch sein sonder vor allem praktisch, robust und mit möglichst vielen Taschen.
Links oben Platz für die Kotbeutel, darunter eine große Taschen für die Leine, oder eventuell ein Halsband zum Wechseln, auch Taschenlampen findet man vor. Rechts oben die Leckerlietaschen, darunter eine Tasche für den Dummy oder das Bällchen.
Mal ehrlich, unter 1-2 Kilo zusätzlicher Traglast geht ein Hundemensch nicht aus dem Haus. Zumindest nicht, wenn er intensiv mit seinem Vierbeiner beschäftigt ist. Und wir haben noch nicht über den Schlüssel, das Handy, Tempos und die Geldbörse gesprochen.

Abgesehen davon sind wir seit neuestem ausgerüstet mit einer Thermohose im Winter, oder einer Regenhose für nasse Tage.

Die nächste Verwandlung sind die Schuhe.
Wir brauchen keine Stöckelschuhe oder luftige Ballerinas im Sommer, denn der robuste Wanderschuh nimmt diesen Platz ein. Auch der Gummistiefel wird Teil der Asurüstung. Während man noch vor ein paar Wochen im Regen keinen Fuß vor die Türe gesetzt hätte, ist man heute bestens gerüstet und freut sich über ein paar Gummistiefel viel mehr, als über ein sündhaft teures Paar Schuhe von Prada.
Noch schlimmer, man sucht erst gar nicht mehr nach eleganten Schuhen, denn wann sollte man die noch anziehen? Wann immer man draußen ist, der Hund begleitet einen fast zu 90% dabei.

Die Kommunikation:

Eine weitere Veränderung findet in der Kommunikation statt.  Von Fragen wie: „Tut der was?“ bis hin zu „Darf ich den mal streicheln“ beantwortet man auch dem interessierten Erwachsenen jede Frage. Hier geht es dann zwar eher um den Punkt: „Oh, haart der?“ „Wie oft muß er gekämmt werden?“ „Welche Rasse ist das?“ „Woher haben Sie den denn bekommen?“ usw. Dabei schaut man sich selten in die Augen, sondern eher immer auf den Hund, denn der soll ja nicht die Gunst der Stunde nutzen.

Ein weiterer Punkt ist das Erzählen von seinen Spazierrunden und wen man traf.
Dabei spricht man aber nicht davon, dass man Frau Schneider oder Herrn Müller traf, sondern viel eher: „Heute haben wir Oskar und Apollo getroffen, und auf dem Rückweg sind wir durch den Park gegangen, da haben wir Jackie, Jonny und Mücke gesehen.“ Das unser Gesprächspartner keine Ahnung hat, wer wessen Hund ist, weil er viel mehr mit den Nachnamen der Halter etwas anfangen könnte, kommt einem Hundemenschen gar nicht in den Sinn.
Der Gesprächspartner hat sich meistens auch abgewöhnt zu fragen, wer "Apollo" denn ist. Verständlich. Antworten wie: „ Ja wie, der Apollo ist doch der Hund von Frau Schmid, das musst Du doch wissen?“ ermuntern auch nicht gerade zu weiteren Fragen.

Die Manieren der Anderen:

Schließlich kommen wir, wie in der Kindererziehung auch, an den Punkt, an dem man sich über Nachbars Lumpi auslässt. „Hast Du das gesehen? Da hat doch der Halter von Lumpi den Kot einfach liegen lassen. Und der Hund ist auch nicht mal gut erzogen, er bellt nur und hat mich doch letztens mit dreckigen Pfoten angesprungen.“ Und man erzählt sich untereinander die Auffälligkeiten der anderen Hundemenschen, ohne zu wissen, dass man morgen selbst zum Gesprächsthema von 2 anderen Hundemenschen wird.

Alle diese Verwandlungen bekommt man nicht offensichtlich mit, aber sind wir ehrlich,  ein Leben ohne Hund ist doch für einen Hundemenschen kein vollkommenes Leben.